Klimaschutztipps-Standardmodell

Was dich erwartet:

  • handfeste Klimaschutz-Tipps

Viele Tipps zu Nachhaltigkeit in den Medien reduzieren sich auf das persönliche Verhalten und sind leider meistens recht wirkungslos wie z.B. der Verzicht auf Plastiktüten. Die Gefahr, die von solchen Ratschlägen ausgeht, ist ein Rückzug in das Private. Viele Dinge können jedoch nur politisch gelöst werden, da es die gesamte Gesellschaft für eine Veränderung braucht. Trotzdem haben viele der Vorschläge aus meiner Sicht ihre Berechtigung, da sie zu einem allmählichen gesellschaftlichen Wandel beitragen (Stichwort Transformationspfad). Leider fokussieren diese Tipps oft auf den Weg des kleinsten Widerstands und versprechen dennoch größte Klimaschutz-Wirkung. Hier wünsche ich mir einen klaren Disclaimer vor solchen Tipps, dass die Wirkung vom Verzicht auf X einen Effekt von Y auf die persönliche Klimabilanz haben kann. Mehr zur Berechnung weiter unten.

Hier mein Vorschlag für ein solches Modell:

Die Klimaschutz-Tipps werden jeweils bewertet anhand der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen (vereinfacht nur CO2-Emissionen genannt) pro Person und Jahr: 11,6 Tonnen [Quelle]

Tipps mit mehr als 10% CO2-Einsparung:

  • Verzicht auf einen Flug nach New York: 3,65 Tonnen – 31,5 %
  • Der Umstieg von einem PKW auf den ÖPNV bei einem Mittelklassewagen und 11.000 km Fahrleistung im Jahr (Durchschnitt) bringt ca. 1,52 Tonnen CO2 und damit 13,1 %
  • Eine Wohnraumreduktion von 140 auf 80 Quadratmeter für zwei Personen im klassischen Einfamilienhaus bringt bei einer fossilen Heizung ca. 1,3 Tonnen (pro Person!) und damit über 11 %

Tipps mit 2 bis 10% CO2-Einsparung:

  • Kurzstrecken mit dem Rad erledigen: Wer an 5 Tagen pro Woche den Weg zur Arbeit/Uni etc. mit dem Rad erledigt statt mit dem Auto, spart 1,1 Tonnen – 9,4 % [Quelle]
  • Verzicht auf einen einzigen Mittelstreckenflug nach Spanien: 0,77 Tonnen 6,7 %
  • Kein Auto besitzen: Allein die Herstellung eines Autos schlägt mit ca. 0,78 Tonnen zu Buche – 6,7 % [Quelle]
  • Eine Wohnraumreduktion von 40 auf 20 Quadratmeter pro Person im Mehrfamilienhaus bringt bei einer fossil beheizten Wohnung ca. 0,7 Tonnen – 6 %
  • Der Wechsel zu Ökostrom spart 0,67 Tonnen und ist in 5 Minuten erledigt – 5,7 %
  • Vegane Ernährung bringt euch im Vergleich zur Mischkost ca. 0,68 Tonnen | 5,9 %
  • Der Wechsel von Mischkost zu vegetarischer Ernährung bringt euch ca. 0,44 Tonnen | 3,8 %

Tipps mit weniger als 2% CO2-Einsparung:

  • Der Verzicht auf Plastiktüten bringt nur ca. 0,03 % (was 0,004 Tonnen CO2 entspricht.) Besonders schlimm an dieser Zahl ist, dass ich sie überhaupt nennen muss. Es gibt gute Gründe für den Verzicht auf Plastiktüten. Für mich die Nr. 1: Wir brauchen sie einfach nicht. Jede/r kann einfach eine dauerhaft nutzbare Tüte verwenden. Aber leider hat sich in den Köpfen durch einseitige und uninformierte Berichterstattung festgesetzt, dass der Plastikverzicht die wirksamste Maßnahme gegen den Klimawandel ist! [Quelle] Das hat mich wirklich schockiert. Hier brauchen wir mehr Aufklärung und gute Information. In der Umfrage geht es aber auch um Plastik allgemein, also hinkt mein Vergleich hier, ich wollte aber etwas haben, das konkrete nachprüfbare Zahlen liefert. Das Problem mit Plastikalternativen ist, dass diese auch einen Ressourcenverbrauch nach sich ziehen und andere Probleme schaffen. AM besten sind dabei Produkte die man quasi unendlich wiederverwenden kann wie z.B. Jutebeutel (aber bitte nicht 10 davon, sondern nur so viele wie man braucht). Hier noch die Quelle zur Berechnung bei der Annahme von 120 Tüten pro Jahr. Und ja, Plastikvermeidung hat seine Berechtigung, aber lasst uns bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

Hintergrund und Berechnung

Worum es mir mit dem Modell geht

Ich möchte der Debatte um Klimaschutz für euch eine Grundlage geben. Natürlich ist das nicht neu, sondern wird von vielen bereits getan. Ich glaube aber es braucht mehr von diesen faktenbasierten Ansätzen, damit wir uns gemeinsam sinnvoll über Klimaschutz unterhalten können. Denn es wird ganz schnell deutlich, dass der private Bereich wichtig ist, es jedoch nicht ohne den politischen Bereich geht. Wir brauchen beides. Und die emotional geführte Debatte um kleinste Klimaschutztipps bringt uns hier nicht weiter. Dieser Artikel soll mit der Zeit wachsen und vielleicht irgendwann mal als Argumentationshilfe in der nächsten Diskussion rund um CO2-Emissionen dienen.

Was mir wichtig ist: Auch kleine Schritte bringen etwas. Mit kleinen Schritten lernen wir laufen, um dann später richtig Fahrt aufzunehmen. Also nicht von den großen Brocken abschrecken lassen und trotzdem da beginnen, wo es sich für euch machbar gestaltet. Und auch wichtig: Hier geht es nur um Klimaschutz. Umweltschutz und soziale Belange spielen hier weiterhin keine Rolle. Der Klimawandel ist aus der Sicht der Forschung das drängenste Thema und viele der Tipps haben auch an anderen Stellen positive Einflüsse.

Hintergrundinfos

Hier eine schöne Grafik zur Verteilung der duchschnittlichen Emissionen auf die Lebensbereiche:

Aber Vorsicht!

Hier fängt es schon an, dass viele Leute sich das Leben einfach machen: „Ja gut, Ernährung macht ja nur 15% der Emissionen aus, dann kann ich ja auch weiter Fleisch essen, ich fahre schließlich oft mit dem Rad zur Arbeit.“ – Mit dem Klima kann man nicht feilschen. Am Ende werden alle Emissionen addiert und der Strich drunter gezogen. Wenn jemand also viel rotes Fleisch ist, fällt seine Klimabilanz signifikant schlechter aus. Der Durchschnitt hat nichts mit dem Einzelnen zu tun.

Die Werte der Tipps sind extrem ungenau, weil sie euch nicht kennen. Wenn ihr genaue Werte möchtet, nutzt den CO2-Rechner und erstellt euch in 10 bis 20 Minuten eure eigene CO2-Bilanz. Hier geht es mir um eine grobe Einordnungen. Wir brauchen ein Gefühl für Treibhausgasemissionen, sonst stecken wir für immer in den ewigen Debatten um das Klein-Klein fest.

Das Modell gilt nur für Deutschland, da die Studienlage sich meist auf deutsche Bedingungen stützt. Ist keine Quelle für eine Berechnung angegeben, dann entstammen die Daten aus dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes. Ich halte deren Datenbasis für vertrauenswürdig, weil ich viele ihrer Studien gelesen habe und die immer wieder sehr gut gemacht sind.

Die Annahmen stehen bei den Tipps grob dabei. Alle Endwerte beziehen sich auf eine Person.

Für alle, die das Modell gerne verwenden wollen: Nutzt es gerne, verlinkt nur bitte auf meine Recherche hier zurück.