Nachhaltigkeit im Unternehmen

Was du in diesem Artikel lernst:

  • Ist Nachhaltigkeit eine Modeerscheinung oder muss ich mich damit als Unternehmen auseinandersetzen?
  • Sind nachhaltige Unternehmen erfolgreicher?
  • Wie du als Unternehmer/-in mit dem Thema Nachhaltigkeit beginnen kannst und welche Instrumente sich hierzu eignen.

Erforderliches Grundlagenwissen für diese Artikel-Serie: Um die hier vorgestellten Themen zu verstehen, solltest du zuerst die Grundlagen-Serie anschauen. Dort findest du am Ende des zweiten Artikels auch schon einige praktische Umsetzungen für dein Unternehmen.

Nachhaltigkeit – gekommen, um zu bleiben?

Alle sind neuerdings nachhaltig. Die großen Stromversorger, die Autobauer, selbst Finanzprodukte sind mittlerweile nachhaltig. Ich glaube es ist keine Frage mehr, ob wir hier einen Trend sehen oder nicht. Die Frage ist eher: Sehen wir hier ein Strohfeuer, das demnächst von einem anderen Thema abgelöst wird oder findet hier wirklich eine echte Transformation statt?

Schauen wir uns doch einfach ein paar große Organisationen und ihre Position zum Thema Nachhaltigkeit an:

Die Europäische Union: Seit 2017 gilt die CSR-Berichtspflicht in der EU. Große börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten müssen neben einem normalen Jahresbericht seitdem auch eine nicht-finanzielle Berichterstattung durchführen. Sie müssen darlegen wie sich mit bestimmten Themen umgehen: Wie gehen sie mit Umwelt-, Arbeitnehmer:innen- und Sozialbelangen um? Werden die Menschenrechte in der Lieferkette eingehalten? Was wird getan, um Korruption zu verhindern? Wie steht es um den Ausbau der Diversität im Unternehmen? Alles wunderbare Nachhaltigkeitsthemen. Hier sehen wir die Vorboten einer Umwälzung: In Zukunft werden immer mehr Unternehmen über diese Themen berichten müssen, denn die EU möchte in diesem Bereich weiter vorangehen. Der Green Deal ist ein Beispiel dafür. Die Frage ist nicht unbedingt, ob die einzelnen Gesetze beschlossen werden, sondern nur noch wann.

Die Vereinten Nationen: Die UN haben 2015 in New York die „Sustainable Development Goals“ – die SDGs – verabgeschiedet. Diese bilden die Nachhaltigkeitsziele bis 2030 ab. Seitdem orientieren sich sehr viele NGOs und Unternehmen an diesem Zielkatalog. Seit Jahrzehnten treffen sich fast alle Staaten der Welt, um Klimaabkommen zu verhandeln. In Paris ist ihnen ein Durchbruch gelungen. Manchmal vergessen wir, welche große zivilisatorische Leistung diese Entscheidung ist. Mehr dazu im Abschnitt Einordnung des Wikipedia-Artikels.

Blackrock: Ich mag es übrigens, wenn meine Meinung von jemandem bestätigt wird, dem ich so gar nicht nahe stehe. Blackrock, einer der größten Finanzdienstleister, identifiziert genau fünf Mega-Trends, die stark in den Bereich der Nachhaltigkeit spielen:

  • Digitalisierung und technologischer Durchbruch
  • Wandel der weltweiten Ökonomie (China-USA)
  • Demographischer und sozialer Wandel
  • schnelle Urbanisierung
  • Klimawandel und Ressourcenknappheit

Der staatliche Pensionsfonds Norwegens: Dieser riesige Fonds investiert nach ethischen Kriterien und hat sich z.B. aus Rüstungsfirmen, der Tabakindustrie und fossilen Rohstoffen zurückgezogen. In Walmart wurde bspw. nicht mehr investiert, weil diese Arbeitnehmerrechte missachteten. Weltweit findet ein Wandel zu ethischen Geldanlagen statt. Und Geld lügt ja bekanntermaßen nicht. Mehr zum sogenannten „Ethischen Investment“ bei Wikipedia. Es gibt sogar eine globale Bewegung zur Desinvestition aus fossilen Energieunternehmen – das sog. „Divestment“. Mit dabei unter anderem nicht ganz kleine Player: Kopenhagen, New York City, Berlin, die Bill & Melinda Gates Stiftung, der Bundesstaat Kalifornien und Berkshire Hathaway (die Firma von Investmentguru Warren Buffet).

Und das sind nur einige Beispiele von dutzenden großen Organisationen, die umdenken und bereits jetzt anders handeln. Wir stehen nicht vor einem Wandel – wir sind mittendrin.

Vorteile nachhaltiger Unternehmen

Ich habe es schon in den Grundlagen erwähnt: Nachhaltigkeit ist gelebtes Risikomanagement. Wie du aus dem vorherigen Abschnitt gesehen hast, passiert folgendes:

Große Institutionen vollziehen den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit schon jetzt in einem enormen Tempo und bald kommt dieser Wandel auch bei den kleineren Unternehmen an.

Du kannst also entweder abwarten, bis der Mega-Trend Nachhaltigkeit deine Branche erreicht oder dich vorbereiten. Wie du dich entscheidest liegt bei dir. Ich beobachte immer grob zwei Stoßrichtungen:

  • Typ A: Unternehmen, die sich im voraus mit neuen Themen wie z.B. Datenschutz oder Digitalisierung beschäftigen und diese zu ihrem Vorteil nutzen.
  • Typ B: Unternehmen, die zwar wussten, dass diese Themen auf sie zukommen, aber wenn es dann soweit ist, heulen und schreien als hätte man nicht schon tausend mal davor gewarnt, dass bald ein großer Wandel kommt.

Du kennst sicher auch Menschen, die eher zu Variante B gehören. Ich mag den Typ A deutlich lieber, denn hier sieht man proaktives selbstbestimmtes Handeln. Und was für mich den absoluten Ausschlag in Richtung „im voraus handeln“ ausmacht: Wenn man sich schon vorher ein bisschen mit einem Thema beschäftigt und das konstant, dann tut der Wandel gar nicht mehr so weh. Denn wie wir alle wissen gilt folgende Weisheit in der Geschäftswelt mehr denn je:

Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.

Heraklit von Ephesos (ca. 500 vor Chr.)

Also lassen wir doch einfach Typ B hinter uns und schauen, welche Vorteile wir aus der Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit ziehen können.

Vorteile für dein Unternehmen

Ich versuche mich mal am Klassiker und mache eine schöne Aufzählung:

Image-Gewinn

Du erschließt dir neue Zielgruppen: Nachhaltigkeit wird immer mehr zum Unterscheidungsmerkmal am Markt. Die Generation Y fragt nach dem Warum („Why“), nach dem Sinn hinter den Dingen. Ihr ist Nachhaltigkeit besonders wichtig. Daher wird glaubwürdige Nachhaltigkeit in Zukunft immer öfter zwischen zwei ähnlichen Anbietern entscheiden.

Du machst dich für potenzielle Arbeitnehmer/-innen attraktiv: Immer weniger Menschen entscheiden sich heute nur noch nach dem Gehalt für einen Arbeitgeber.

Mit einem verstärkten Nachhaltigkeits-Engagement geht auch ein höheres Commitment der Beschäftigten einher. Einem Unternehmen, von dem man seinen Freunden stolz erzählen kann, weil viel für Mitarbeiter und Umwelt getan wird, fühlen sich die Menschen stärker verbunden und verpflichtet. Solche weichen Faktoren solltest du nicht unterschätzen, da sie enorme Wirkung zeigen. Überlege dir einmal, für welche Arbeitgeber du ohne mit der Wimper zu zucken Überstunden gemacht hast. Für mich waren das diejenigen Chefs, die sich mir gegenüber ebenso loyal verhalten haben und auch sonst integer und engagiert waren.

Finanzen und Zukunftsfestigkeit:

Und nochmal: Nachhaltigkeit ist Risikomanagement. In Zukunft werden wir immer mehr weiche Themen durch die Politik vorgegeben bekommen. Die Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle jetzt schon auf Nachhaltigkeit ausrichten, werden von Sanktionen, Regulierungen, Zusatzsteuern, Berichtspflichten etc. weniger hart getroffen werden.

Neue Investoren anziehen: Auch im Finanzmarkt wird Nachhaltigkeit zum Distinktionsmerkmal. Du kannst mit einer guten Nachhaltigkeitsstrategie den Ausschlag für ein Investment geben. Der Finanzmarkt für ethische Investments wächst rasant. Bei der Deutschen Bundesbank gibt es aus dem Jahr 2019 eine sehr gute Übersicht zum grünen Finanzmarkt als handliches PDF. Hier wird das rasante Wachstum aufgezeigt. Für mich eines der klarsten Zeichen, dass wir vor einer enormen Transformation stehen bzw. uns schon mittendrin befinden.

Andere Förderungen erhalten: Es gibt jetzt schon Ausschlusskriterien bei Förderungen von staatlicher Seite. Auch hier werden in Zukunft die Daumenschrauben weiter angezogen. Wer sich früh genug vorbereitet, kann hier wahrscheinlich einen Vorteil bekommen.

Mit dem richtigen Mindset erfolgreicher sein

Wie nichts anderes zeigt vorausschauendes Planen bei Unternehmen Weitsicht und dient mir als Indikator für kommenden Erfolg. Jemand der Trends schon vor anderen sehen kann, ist klar im Vorteil und der Konkurrenz (Typ B) einen guten Schritt voraus. Als alle noch sagten, dass Computer niemals ein Massenprodukt werden können, ging Steve Jobs mit Apple einen anderen Weg, hatte eine eigene Vision von der Welt und sahen einen Trend kommen, der die Welt heute noch auf Trab hält – die Digitalisierung. Ebenso wird es mit dem Thema Künstliche Intelligenz ablaufen, das jetzt schon zu rasanten Umbrüchen sorgt. Zum Beispiel fanden Forscher/-innen in einer Meta-Studie 2019 heraus, dass Künstliche Neuronale Netze MRT-Aufnahmen sogar besser bewerten können als geschulte Fachärzte. Ein Wandel vor dem viele Unternehmen noch die Augen verschließen. Und genau so verhält es sich mit der Nachhaltigkeit. Hier rollt ein Wandel auf uns zu, vor dem viele aufgrund ihrer Hilflosigkeit einfach die Augen verschließen. Aber wie gesagt: Nachhaltigkeit muss nicht wehtun, wenn man einfach anfängt und sich von den anfänglichen kleinen Erfolgen tragen lässt und das Thema einfach in seine Unternehmensstrategie mit aufnimmt. Nachhaltigkeit kann Spaß machen und sollte es auch.

Im zweiten Teil geht es um diese Themen:

  • Wie du herausfindest, auf welche Themen du dich konzentrieren sollst.
  • Was du in 15 Minuten für die Nachhaltigkeit deines Unternehmens tun.
  • Wie du dich dem Thema systematisch weiter näherst.

– Ende –

Ich hoffe, dir hat der Artikel gefallen! Wenn du es so weit geschafft hast, hast du hoffentlich ein paar Impulse mitgenommen. Wie immer gilt: Ich freue mich über positives sowie kritisches Feedback zu meinen Beiträgen. Schreib mir gerne direkt jetzt eine Mail an nils [at] nachhaltigkeit-verstehen.de